Exponat des Monats: Hohner Organola Mundharmonika

Wenn man sich mit historischen Musikinstrumenten beschäftigt, so fasziniert unter anderem die Vielfalt der Ideen, mit denen früher neuartige Instrumente entwickelt wurden. Nicht allen war jedoch Erfolg gegönnt.

Ein schönes Beispiel hierfür aus unserem Schaudepot wollen wir Ihnen heute präsentieren, die Hohner Organola Mundharmonika.

Im Jahr 1902 brachte Hohner die Organola mit großem Werbeaufwand auf den Markt. Anhand der Werbedokumente und der Aufprägungen der Mundharmonikas ist zu erkennen, dass es wohl große Pläne für den internationalen Export gab, sogar bis nach Russland.

Das Instrument wurde aber wohl doch nicht der erwartete Verkaufshit, denn bereits 1905 war die Organolo in den Hohner-Katalogen nicht mehr gelistet.

Das Musikinstrument besteht aus drei im rechten Winkel angeordneten Mundharmonikas. Die beiden seitlichen sind durch Knopfdruck zu bedienen und mittels eines kurzen Gummischlauches anzublasen; sie geben Akkorde wieder. Die vordere Mundharmonika wird direkt gespielt.

Dabei handelt es sich nicht um eine Richter-Mundharmonika (also die auch heute weitverbreitete Form der diatonischen oder auch Blues-Mundharmonika), sondern um "eine speziell gestimmte[n] Mundharmonika mit 2 1/2 Oktaven und halben Tönen, also chromatisch".

Wir sind im Besitz dreier Exemplare, allerdings besitzt nur eines davon die originale vordere Mundharmonika mit der Aufprägung "Organola" auf der Rückseite. Eine Überprüfung der Töne ergab die folgende Belegung (Dank an Günter Hauser):

Beim letzten Ton klemmte leider die Stimmzunge. Dies entspricht nicht dem Werbeprospekt, welcher von Halbtönen und chromatisch spricht. Vielleicht wurde diese Mundharmonika mal umgestimmt?

Zumindest ein Musiker konnte die Organola wohl eindrucksvoll präsentieren, für den normalen Spieler dürfte das gleichzeitige Anblasen der Melodiemundharmonika und des Anblasschlauches nicht so einfach gewesen sein, wie es die Werbeprospekte versprechen. Die ungewohnte Stimmung der Melodiemundharmonik dürfte den Wechsel von einer Richter-Mundharmonika auch nicht erleichtert haben.

Gerade weil die Organola kein Verkaufsschlager wurde, ist sie aufgrund der geringen Verkaufszahlen für Sammler natürlich interessant.

Anscheinend wurde auch bei vielen Exemplaren die Melodiemundharmonika abgeschraubt und wohl alleine gespielt. Der Original-Gummischlauch ist mit den Jahren porös geworden, so dass auch dieser nicht mehr im Original vorhanden sein wird. Mit dem Schlauch sind dann meist auch die Mundstücke verloren gegangen.

Der Mundharmonika-Sammler Doug Dawson ist im Besitz einer Organola mit Gummischlauch und Mundstück. Da ihm die originale Melodiemundharmonika fehlte, hat er eine Richter-Mundharmonika aus dieser Zeit eingebaut. Vielen Dank für das Foto:

Mundharmonika und Foto: Doug Dawson (Flickr-Seite)