„Mundharmonika“-Sonderbriefmarke der Deutschen Post erscheint am 1. April

Grafikerin ließ sich auch durch Bildmaterial aus dem Deutschen Harmonikamuseum inspirieren.

Die neue Sonderbriefmarke „Mundharmonika“ der Deutschen Post ist ab 1. April 2021 erhältlich. Foto © ullstein bild – Granger, NYC

In Kürze geht ein lang gehegter Wunsch der Harmonikaszene in Erfüllung. Das populärste Musikinstrument des Industriezeitalters, die Mundharmonika, wird durch die Deutsche Post mit einer Sonderbriefmarke gewürdigt.

Die attraktive Marke erscheint am 1. April 2021 und zeigt eine kolorierte Zeichnung des internationalen Virtuosen Lawrence Cecil Adler (1914 – 2001), der als Larry Adler die Mundharmonika salonfähig machte, unter anderem mit meisterhaften Interpretationen von Gershwin-Kompositionen.

Der Entwurf für die Sonderbriefmarke mit dem etwas exotischen Frankaturwert von 190 Cent (= Warensendung bis 500 Gramm) stammt von Julia Neller, Berlin. Die engagierte Grafikdesignerin ließ sich auch durch Bilder und Texte aus dem Deutschen Harmonikamuseum inspirieren.

Die Ausgabe einer schönen Sonderbriefmarke zum Thema „Mundharmonika“ geschieht erstmals in Deutschland. Die Werbetexte der Deutschen Post (in deren Magazin „postfrisch“, Ausgabe 2/2021) beschreiben das Erfolgsgeheimnis des handlichen Musikinstruments recht gut. Wichtige Interpreten wie die „Beatles“ (John Lennon nutzte die Mundharmonika etwa im Nr. 1-Hit „Love me do“) und Superlative wie die Weltallgeschichte (Astronaut Walter Schirra spielte 1965 im All eine an Bord von Gemini 6 geschmuggelte Mini-Mundharmonika) werden genannt, und auch die Tatsache, dass es sich bei der Mundharfe um das meistgebaute Musikinstrument der Welt handelt.

Mundharmonika-Virtuose Larry Adler in Aktion, Schallplatten-Cover, 1950er Jahre. Foto: Deutsches Harmonikamuseum

Wermutstropfen bei der ganzen Sache: Leider wird der Aspekt der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung für Deutschland nicht erwähnt, auch nicht im Informationstext des für die Marken-Neuausgaben verantwortlichen Bundesministeriums der Finanzen.

Dabei lagen doch gerade hierzulande weit über 100 Jahre lang die beiden Weltzentren des Mundharmonikabaus: Aus Trossingen in Württemberg und aus Klingenthal in Sachsen wurden jeweils hunderte von Millionen dieser „Westentaschen-Instrumente“ in alle Welt exportiert. In diesen großen Zeiten fanden in den genannten Regionen (am Ostrand des Schwarzwaldes und im sächsischen Vogtland) viele tausende Menschen Lohn und Brot in der Harmonikaindustrie.

Mit den Firmen Matth. Hohner und C. A. Seydel existieren dort heute noch namhafte Hersteller.

Über Jahrzehnte hinweg hatte die deutsche Mundharmonika-Branche eine monopolartige Stellung weltweitl! – Das Deutsche Harmonikamuseum in Trossingen würdigt diese einzigartige Geschichte in seinen Ausstellungen und Publikationen; so auch im Herbst 2021, wenn das weltweit meistverkaufte Modell „Marine Band“ zu seinem 125. Geburtstag mit Sonderaktionen gewürdigt wird. Dieses 1896 von Hohner auf den Markt gebrachte Instrument wurde gerade in den USA massenhaft populär und gilt sozusagen als der „VW-Käfer unter den Mundharmonikas“.